Besuch in Isjum

Seit Anfang des Jahres verteilten wir in der Stadt Isjum, südöstlich von Charkiw, Obsttüten an die Kinder. Durch eine ukrainische Bekannte sind wir auf diese Stadt aufmerksam gemacht worden. Während der etwa 6-monatigen Besatzung wurden nach amtlichen ukrainischen Angaben 215 Frauen, 195 Männer und 5 Kinder ermordet und in einem nahegelegenen Wald vergraben. Große Teile der Stadt liegen in Trümmern. Endlich konnten wir nun einen Teil unserer Kinder persönlich kennenlernen. Der Empfang war überwältigend. Die Ältesten hatten die Familien auf einen großen Spielplatz zusammengerufen. Aus dem Lautsprecher kam Musik. Auch der Bürgermeister war gekommen, um den Gast aus Deutschland persönlich kennenzulernen. Nach mehreren Ansprachen wurden Geschenke ausgetauscht. Wir hatten eine deutsche Fahne mitgebracht, die der Bürgermeister am Rathaus von Isjum aufhängen wollte. Unser Verein erhielt eine Auszeichnung: „Für eine aktive öffentliche Position, Initiative, Selbstaufopferung und freiwillige Unterstützung der Bevölkerung der städtischen Territorialgemeinschaft Izyum im Kriegsrecht. Mit freundlichen Grüßen, Valery Marchenko, Oberhaupt der Stadt Izyum.“ Anschließend fand die Tombola mit unseren Spielsachen für die Kinder statt. Aus Sicherheitsgründen durfte aber nicht jedes Kind kommen. Zu groß war die Gefahr eines Angriffes. Natürlich bekam aber trotzdem jedes Kind ein Geschenk. Anschließend wurde mir die Stadt gezeigt. Vor dem Krieg war Isjum ein Ort, wo die Menschen aus Charkiw Urlaub machten und die Natur genossen. Nun aber prägt Zerstörung und die Erinnerung an eine dunkle Zeit das Stadtbild. Durch eine einzige Rakete, die in einen Wohnblock einschlug, starben zu Kriegsbeginn 65 Menschen, darunter auch viele Kinder. Die meisten erstickten qualvoll.

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