Weihnachtsbrief 2023

Liebe Vereinsmitglieder, Freunde und Unterstützer!

„Eines Morgens sagten mir meine Eltern: „Der Krieg hat begonnen“, aber ich verstand nicht, was das bedeutete. Nach diesen Worten veränderte sich unser Leben. Wir gingen immer seltener auf den Hof. Mit jedem Tag wurde es lauter. Wir gingen dann in den Kellerraum und gar nicht mehr in unsere Wohnung, weil es dort zu gefährlich war. Ich wusste nicht, warum ich nicht in meinem Zimmer schlafen durfte, auf meinem Kinderbett, aber sie brachten mir Spielzeug. Dann war es nicht mehr so unheimlich. Papa hat im Keller Schlafplätze für uns gemacht, meine Mutter hat warme Sachen und Dokumente in den Keller gebracht, die wir immer bei uns hatten. Jeden Abend hörten wir Flugzeuge fliegen, und es wurden Bomben auf uns geworfen, es war sehr laut und beängstigend. Sie erklärten mir, dass man beim Fliegen eines solchen Flugzeugs die Ohren schließen und den Mund öffnen muss, auch wenn es Nacht ist und man schläft. In unserem Keller waren viele Leute, alle weinten. Ich hatte große Angst. Es gab kein Licht, es gab kein Wasser, es gab kein Gas, wir konnten nicht einmal meine Großmutter anrufen, um zu sagen, dass bei uns alles in Ordnung ist, weil auch das Telefon nicht ging. Manchmal machten wir am Tag ein Feuer auf der Straße und haben versucht, warmes Essen zu kochen, weil es sehr kalt war und wir uns aufwärmen mussten. Es war sehr gefährlich. Sobald wir hörten, dass etwas flog, rannten alle Leute in den Keller. Manche hatten keine Zeit in ihren Keller zu gehen. Sie legten sich auf den kalten Boden und bedeckten ihre Köpfe mit den Händen. Jeden Morgen durfte ich für eine kurze Zeit nach draußen gehen, weil es dort wärmer und heller war als im Keller. Und es war auch nicht so unheimlich. Wir hatten irgendwann kaum noch etwas zu essen. Wir hatten Hunger. Die Zierfische in der Wohnung starben, weil das Wasser einfror. Unser Leben veränderte sich: Verwandte und Freunde gingen, denn manche hatten kein Zuhause mehr, ihre Häuser wurden zerstört. Auch heute habe ich große Angst, wenn ich ein Flugzeug höre. Wie sehr ich mir Frieden wünsche und das Leben vor dem Krieg. Ich möchte einen friedlichen Himmel und mit meinen Freunden spielen.“ Ksenija, 6 Jahre, Isjum

Wenn wir in diesen Tagen auf das Jahr zurückblicken, müssen wir traurig feststellen, dass Krieg und Leid die Nachrichten beherrschen. Auch für unsere Kinder in Charkiw und Isjum im Osten der Ukraine sind die Angst und der Schrecken des Krieges täglich erfahrbar. Luftalarme, vor allem in der Nacht, gehören inzwischen zum Alltag, der doch so anders geworden ist. Für uns ist dies trotz aller Berichte und Bilder aus den Kriegsgebieten dieser Welt unvorstellbar! Inmitten von Angst und Chaos versuchen wir mit unserem Kinderhilfsprojekt Ukraine ein wenig Wärme, Liebe und Zuversicht zu schenken.
„Wärme für Kinder in Charkiw“: Von November 2022 bis Februar 2023 verteilten wir über 1000 warme Decken an Kinder und Jugendliche, die teilweise tagelang ohne Strom und Heizung ausharren mussten. „Gesunde Überraschung für Kinder in Isjum“: Ab März 2023 begannen wir mit der Verteilung von Tüten an die Kinder in der ostukrainischen Stadt Isjum, gefüllt mit Obst, Gemüse und einer kleinen süßen Überraschung. Was klein begann, wurde schnell groß und so bekommen aktuell rund 1000 Kinder in regelmäßigen Abständen eine gesunde Überraschungstüte. Ergänzt wird die Verteilung um die Ausgabe von Waschmittel und Hygieneprodukten, Kuscheltieren und Spielsachen, Kleidung, Schuhe, Mal- und Schulsachen.
„Malaktion und Talentwettbewerb“: Um den Kindern in der Ukraine zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind, fanden verschiedene Aktionen statt: Bilder für den Frieden wurden von deutschen und ukrainischen Kindern gemalt und beim Talentwettbewerb schickten uns Kinder und Jugendliche aus Isjum ihre kreativen Beiträge per Videonachricht.
„Zu Besuch in der Ukraine“: Im Juni konnte Frank bei einem Besuch in Charkiw und Isjum viele der Kinder und Jugendlichen persönlich kennen lernen. Der Empfang war überwältigend und sehr herzlich, die Freude riesig. Die Ältesten in Isjum, eine Gruppe von 20 Frauen, hatten mit den Kindern ein kleines Programm aus Musik und Tanz zusammengestellt, der Bürgermeister überreichte unserem Verein eine Ehrenurkunde für die Unterstützung in Zeiten des Krieges. Und natürlich gab es viele kleine Geschenke für die Kinder in Isjum, aber auch für den Gast aus Deutschland.
„Hilfe vor Ort“: Mit viel Engagement kümmern sich die Ältesten um die Kinder vor Ort. Dank ihrer Hilfe kann die Verteilung der Obsttüten, Kleidung usw. regelmäßig stattfinden. Sie baten auch um Unterstützung um zerstörte Spielplätze wieder herzurichten.
Für den bevorstehenden Winter haben wir warme Kleidung und Schuhe aus Deutschland verschickt. Außerdem haben wir 20 Stromgeneratoren und Benzin gekauft, damit die Kinder im Notfall einen Platz haben, wo sie sich aufwärmen oder auch Telefone aufgeladen werden können.
„Evakuierung nach Deutschland“: Immer wieder erreichten uns Hilferufe von Familien, die, am Ende ihrer Kräfte, um eine Evakuierung baten. Mehr als 50 Kindern und deren Familien konnten wir seit Februar 2022 helfen, sich aus dem Kriegsgebiet heraus in Sicherheit zu bringen. Auch die persönliche Begleitung vor Ort hier in Stutensee und Umgebung ist uns wichtig, um den Kindern einen guten Start zu ermöglichen.
„10 Jahre Schaukelpferd e.V.“: In diesem Jahr dürfen wir unser 10-jähriges Vereinsjubiläum begehen. Wir sind sehr dankbar für all die Hilfe, die wir in den vergangenen Jahren von vielen Menschen, Vereinen und Institutionen erfahren haben. Diese Unterstützung verbunden mit der Dankbarkeit unserer Kinder und Familien in den Hilfsprojekten in Bulgarien und in der Ukraine erfüllt unser Herz und ermutigt uns täglich aufs Neue!
„Weihnachtsfreude für Kinder in Isjum“: Alle 1000 Kinder in Isjum werden zu Weihnachten einen Karton erhalten, den Menschen in Deutschland liebevoll für sie mit kleinen Geschenken gefüllt haben.
„Zweisprachiges Kinderbuch Prinzessin“: Viele grausame Erzählungen, die vom Krieg und vor allem von der russischen Besatzung berichten, wurden uns zugeschickt. Eine Geschichte hat uns so berührt, dass wir diese übersetzt und ein zweisprachiges Kinderbuch mit liebevoll gezeichneten Bildern daraus gemacht haben. Die wahre Geschichte erzählt vom Schicksal eines kleinen Hundes, der Schlimmes erleben musste und am Ende ein glückliches neues Zuhause findet. Es ist ein Buch, das Hoffnung schenken kann und so werden wir das Buch an unsere Kinder in Isjum verteilen. Zusätzlich kann es gerne gegen eine Gebühr von 10 Euro pro Buch erworben werden.
„Ich möchte einen friedlichen Himmel.“
Diesem Wunsch von Kesnija schließen wir uns an und wünschen, auch im Namen unserer Kinder in Charkiw, Isjum und Varna, von Herzen gesegnete Weihnachten und ein gesundes, friedvolles Jahr 2024!
Verena Troßbach & Frank Ramstötter

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